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Henning Poehl über sein Spinnentwist

Henning Poehl von Reich der Spiele

Bio, logisch!

Henning, seit Jahren veröffentlichst du immer wieder Spiele mit einem „biologischen“ Hintergrund wie Au Weier oder Null Bock. Ruft der Biologie in dir immer wieder nach einem Spiel zum Thema oder sagt der Autor, der Mechanismus könnte gut zur Biologie passen?
„Ja, da ruft der Biologe in mir. Ich mache ja thematische Spiele. Bei mir schwirren immer die Themen im Kopf und dann habe ich dazu die Spielideen.“

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Du hast ja inzwischen eine ganze biologische Reihe entwickelt. Wird das eigentlich von Spielern und vom Handel als solche erkannt und gewürdigt?
„Leider eher weniger. Obwohl ich bei diesen Spielen zum Teil die besten Kritiken einfahre – Null Bock ist zum Beispiel überall sehr gut angekommen – verkaufen sie sich leider nicht so gut wie die Spiele meiner ’schwarzen Reihe‘. Vom Handel am besten gewürdigt wird Kampf der Kulturen. Das ist ja mein erstes Lizenzspiel (von Greg Turner), bei dem ich die Idee hatte, es in einer echten Petrischale herauszubringen. Dieser ‚Gag‘ in Verbindung mit einem guten Spiel, macht wohl den besonderen Anreiz für den Handel.
Da sich mir aber gerade immer wieder biologische Fragestellungen geradezu aufdrängen, werde ich wohl nie aufhören, Spiele zu diesem Thema herauszubringen. Die Spielmechanismen, die dabei entstehen finde ich auch einfach klasse. Ein Anreiz für mich, auch weiterhin an diesen Themen zu arbeiten.“

Schachtelgrafik von Spinnentwist von Sphinx SpieleverlagUm was genau geht es bei deinem neuen Spiel Spinnentwist?
„Nun, in der Biologie geht es eigentlich immer um Sex (=Vermehrung) und Fressen (=Energiegewinn, um sich dann irgendwann mal vermehren zu können). Spinnentwist, vereint beide Themen. Während die Männchen versuchen, sich mit dem Weibchen zu paaren, trachtet das Weibchen danach, die Männchen zu fressen. In dem Spiel führen beide Spieler eine Gruppe von Männchen. Wer die meisten Verpaarungen schafft, ohne dass die Männchen vorher vom Weibchen gefressen werden, ist der Gewinner. Regeltechnisch ausgedrückt heißt das, für jede Verpaarung gibt es zwei Punkte, jedes gefressene Männchen der eigenen Farbe gibt einen Punkt Abzug. Das Weibchen, wird nach sehr strengen Regeln, immer vom Gegenspieler geführt, also dem Spieler, der gerade nicht am Zug ist.“

Was ist der Hauptmechanismus, der das Thema trägt?
„Es gibt mehrere. Das Weibchen, bewegt sich und reagiert in seiner Bewegung (Zugweite und -richtung) darauf, wie sich die Männchen im Netz bewegen. Das Ziel, also das Weibchen, ist aber gleichzeitig auch Ausgangspunkt der Gefahr. Schaffe ich es nicht, eine Verpaarung durchzuführen, dann muss ich aufpassen, dass ich meine Männchen nicht so dicht am Weibchen platziert habe, dass mein Gegenspieler das Weibchen auf meine Männchen locken kann, denn die werden dann gefressen.
Hm, du siehst schon, ich habe Schwierigkeiten, den Hauptmechanismus einzugrenzen. Das ganze Spiel wird eigentlich vom Thema getragen. Ich möchte lieber die Frage umgekehrt stellen: Was an dem Spielmechanismus, ist dem biologischen Thema nicht gerecht? Nun, in der Natur wird wohl nie zwei Horden Spinnemännchen das Netz eines Weibchens stürmen. Es gibt zwar Mehrfachverpaarungen, doch werden die Männchen wohl zeitlich getrennt voneinander im Netz auftreten. Auch ist mir nicht bekannt, dass Spinnenmännchen bei der Paarung in Sippen auftreten, die intelligent vorgehen und sich altruistisch (im Spiel, stellt man bisweilen sogar ein eigenes Männchen als Opfer hin, damit sich ein anderes verpaaren kann) bei der Verpaarung unterstützen.“

Das Spielmaterial des Protoyps von Reich der SpieleGibt es ein paar Tipps aus erster Hand, wie man an das Spiel herangehen sollte?
„Hm, das kommt ja darauf an, mit welchem Brett man spielt. Das Spiel kommt mit zwei verschiedenen Spielflächen – doppelseitig bedruckter Spielplan – auf den Markt. Beim Grundspiel mit dem Netz „Sommermorgen“ würde ich empfehlen, das Weibchen nicht zu schnell an den Rand des Netzes zu locken, da man es in diesem Netz nur schwer wieder in die Mitte bekommt. Ich versuche immer erst einmal möglichst viele Männchen in das Netz zu bekommen. Je mehr Männchen ich im Netz habe, desto mehr kann ich das Weibchen beeinflussen. Des Weiteren sollte man versuchen zwei gegenüberliegende Gruppen von Männchen im Netz zu etablieren. So hat man die besten Lenkungsmöglichkeiten für das Weibchen. Außerdem sollte man nie Männchen allein auf weiter Flur stehen lassen, denn die werden garantiert gefressen. Und Wenn ein gegnerisches Männchen nach innen ins Netz geht und einen offenen Zugangspunkt hinterlässt, sofort mit einem eigenen Männchen besetzen! Überhaupt ist es meist sehr praktisch, direkt hinter dem Gegner zu stehen. Das heißt, die Spinnen des Gegenspielers sind am besten zwischen den eigenen und dem Weibchen. Es ist immer eine gute Gelegenheit sich zu verpaaren, während das Weibchen ein Männchen des Gegenspielers verspeist.“

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