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Michael Rieneck über seine Romanumsetzung Die Tore der Welt

Die Tore der Welt von Kosmos

Literarischer Gunstbogen

Michael, das Spiel Die Tore der Welt von dir und Stefan Stadler basiert wie Die Säulen der Erde auf einem Roman von Ken Follett. Wie kamt ihr zu dieser Umsetzung? War es eine Auftragsarbeit für den Verlag?
„Die Idee entstand im Grunde genommen schon unmittelbar nachdem Ken Follett bei der Vorstellung des Spiels Die Säulen der Erde auf der Buchmesse von seiner Arbeit an den Toren der Welt erzählt hat. Und natürlich hat es dann nicht lange gedauert, bis Kosmos an uns herangetreten ist. Nach dem großen – auch internationalen – Erfolg von Die Säulen der Erde lag es doch nahe, die Fortsetzung des Romans ebenfalls als Spiel umzusetzen. Der Auftrag kam also nicht allzu überraschend. Schön, dass es dazu gekommen ist.“

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Der Spielplan sieht dem von Die Säulen der Erde auf dem ersten Blick etwas ähnlich. Ist das Spiel eine Art Nachfolgerspiel zu Die Säulen der Erde? Wo liegen die spielerischen Hauptunterschiede?
„Sieht man mal von Autoren, Illustrator und Verlag ab, gibt es eigentlich kaum Gemeinsamkeiten. Natürlich spielt die Handlung auch bei Tore der Welt – analog zum Roman – in Kingsbridge. Im Mittelpunkt des Spiels steht diesmal aber nicht eine gemeinsame große Aufgabe, an der alle beteiligt sind, wie beim Bau der Kathedrale. Vielmehr geht es für jeden Spieler darum, sich in der entbehrungsreichen Zeit des 14. Jahrhundert zu behaupten. Motor des Spiels sind einerseits viele, schön illustrierte Ereigniskarten, die den Fortlauf der Geschichte abbilden. Diese garantieren einen abwechslungsreichen Spielablauf, der in jeder Partie anders ist. Das zweite wesentliche spielerische Element sind Sätze aus zwölf Aktionskarten, von denen jedem Spieler einer zur Verfügung steht. Von diesen zwölf Karten kann jeder Spieler pro Durchgang (davon gibt es insgesamt vier) nur sechs Karten spielen. Jeder steht also vor der Entscheidung, welche Aktionen er ausführen und auf welche er im laufenden Durchgang verzichten will.“

Kannst du bitte die Handlung des Spiels in zwei, drei Sätzen zusammenfassen? Wie eng ist die Story am Roman?
„Durch die vielen Ereigniskarten werden Story und Atmosphäre des Romans aus meiner Sicht sehr schön eingefangen. Auf allen Ereigniskarten steht neben dem eigentlichen Funktionstext auch noch ein atmosphärischer Text. Figuren und Ereignisse des Romans tauchen auf. Wer das Buch gelesen hat, wird viel wiedererkennen. Ich würde sagen, das Spiel ist deutlich näher an der Buchvorlage als Die Säulen der Erde. Aber natürlich ist es auch hier nicht nötig, vorher den Roman gelesen zu haben. Inhaltlich geht es, wie gesagt, um das Leben im englischen Mittelalter. Zentrales Ereignis ist sicherlich das Ausbrechen der Pest, die das ohnehin schon entbehrungsreiche Dasein auf eine harte Probe stellt.“

Welche Hauptmechanismen habt ihr benutzt, um das Buch auf das Spielbrett zu bringen?
„Der Spielablauf wird von Ereignissen vorangetrieben. Das macht es einfach, eine Geschichte nachzuerzählen, die im Prinzip ja auch eine Aneinanderreihung von Ereignissen ist. Jede Runde zieht der aktive Spieler eine Ereigniskarte, deren Auswirkungen für alle Spieler gelten. Aus spielmechanischer Sicht haben die Ereigniskarten aber noch zwei weitere wichtige Funktionen. Die Ereigniskarten sind quadratisch und müssen von dem aktiven Spieler ‚ausgerichtet‘ werden. Jede Kartenecke zeigt dann auf einen anderen Spieler. In diesen Ecken sind bestimmte Vorteile abgebildet, die der jeweilige Spieler erhält. Wer die Karte gezogen hat, muss also anschließend entscheiden, welchen Vorteil er für sich in Anspruch nehmen möchte, und was die anderen Spieler bekommen. Außerdem wird durch das Ausrichten der Karte auch noch festgelegt, um wessen Gunst (zum Beispiel König) sich der aktive Spieler in der laufenden Runde bemüht. Dadurch erhält er einen weiteren Vorteil. Das führt dazu, dass der aktive Spieler oft hin- und hergerissen ist, wie er die Karte ausrichten soll. Eine schöne Entscheidung. Die oben beschriebene Auswahl der sechs Aktionskarten und der damit verbundene Verzicht auf die anderen sechs, ist der zweite spielprägende Mechanismus.“

Hat Die Tore der Welt eine ähnliche Zielgruppe wie Die Säulen der Erde? Ist das Spiel also auch wieder für Gelegenheitsspieler geeignet, auch wenn Vielspieler Spaß daran finden werden?
„Ich denke schon. Es gibt eine Reihe von Entscheidungen zu treffen, die keineswegs trivial sind. Sie sind aber auch nicht so kompliziert, dass sie sich nicht auch aus ‚dem Bauch treffen‘ ließen. Dennoch wird sich ein erfahrener Spieler höchst wahrscheinlich gegen einen Anfänger durchsetzen. Aber es gibt auch genügend Zufallselemente, die dafür sorgen, dass das Spiel nicht ausrechenbar wird.“

Kannst du Spielern einen Tipp für die erste Partie geben? Auf was sollte man besonders achten und welche typischen Anfängerfehler vermeiden?
„Tipps gebe ich eigentlich gar nicht so gerne. Ich finde es schön, wenn die Spieler ein Spiel selbst erkunden und bei den Toren der Welt gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Man kann aber zweifellos einiges falsch machen. Je nachdem, welche Ereigniskarten auftauchen, kann das Spiel auch recht hart sein. Um das in der ersten Partie auszuschließen, gibt es in der Spielregel einen Vorschlag, mit welchen Karten man das Spiel am besten kennenlernt. Ich denke, das bietet einen guten Einstieg. Grundsätzlich sollte man die Möglichkeiten, die der ‚Gunstbogen‘ beim Ausrichten der Ereigniskarte bietet, nicht unterschätzen und in seine Überlegungen mit einbeziehen.“

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