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Wüstenkönige

Wüstenkönige von Jenzowsky

Und wieder betritt ein neuer und hoffnungsvoller Kleinverlag die große Bühne der Welt der Spiele. Es ist der Münchener Jenzowsky Verlag. Er präsentierte auf der Messe in Nürnberg 2008 eines seiner Erstlingswerke, das Spiel Wüstenkönige. Zeitlich beziehungsweise inhaltlich recht ungünstig platziert, stellte doch ein großer Verlag parallel sein Spiel Im Reich der Wüstensöhne vor. Verwechslungen sind somit vorprogrammiert. Für einen Kleinverlag nicht unbedingt der beste Start, denn kaum wird der Name des Spiels genannt, denkt alle Welt sofort an das ähnlich klingende Produkt aus anderem Hause.

In der Einleitung der Spielregel wird zwar viel von Macht und Magie und verlorenen Königreichen erzählt. Übrig bleibt davon jedoch leider nur ein relativ beliebiger, allerdings kurzweiliger Wettstreit um Waren und Kamele in der lebensfeindlichen Wüste.

Vor dem Spiel wird das bedruckte Spielbrett, welches den sogenannten Untergrund bildet, mit  insgesamt 108 beidseitig bedruckten Hexfeldplättchen belegt. Dadurch ergibt sich der eigentliche Spielplan, in dem man drei Höhenstufen (Tal – Spielplan, Ebene und Düne – Plättchen) erkennen kann. So wird von Partie zu Partie eine andere Ausgangssituationen vorgeben. Die restlichen Plättchen kommen in die Reserve.

Die Spieler sind allerdings keine Wüstenkönige, wie der Titel des Spiels suggeriert, sondern lediglich Karawanenführer, die in drei verschiedenen Oasen Waren beziehungsweise Gegenstände abholen müssen. Dabei werden Ihnen von den Mitspielern ständig Hindernisse in den Weg gelegt, denn nur wer die waren zuerst vollständig im Palast abliefert, gewinnt das Spiel.

Jeder Spieler startet zu Beginn mit einer Karawane von vier Kamelen und drei Handkarten zu diesem Wettlauf. Er kann seine Kamele mit maximal sechs Bewegungspunkten vorwärts bewegen, wobei für die Übergänge, von einer Landschaftsform zur anderen, unterschiedlich hohe Bewegungskosten notwendig werden. In jedem Landschaftsplättchen dürfen bis zu drei Kamele stehen. Außerdem sind auch Angriffe auf Karawanen möglich, in deren Folge transportierte Waren den Besitzer wechseln. Die Kämpfe werden mit einem sechsseitigen Würfel ausgewürfelt. Hierbei hat der Angreifer eine höhere prozentuale Chance, die Waren zu übernehmen. Außerdem kann in dieser Phase auch eine der raren Aktionskarten ausgespielt werden. Diese Karten gewähren unterschiedliche Vorteile, sei es, eigene Fortkommen voranzutreiben oder den gegnerischen Karawanen Wüstensand ins Getriebe zu streuen. Im Anschluss kann noch genau ein Hexfeldplättchen auf dem Spielplan verändert werden, sei es durch Umdrehen oder gar durch verschieben auf ein anderes Plättchen. So können sich auch recht schnell hohe Sandstapel bilden. Als logische Konsequenz dürfen Kamele, die auf blankem Steinboden (Tal) stehen, durch daneben liegende Dünen verschüttet werden. Verschüttete Kamele kommen aus dem Spiel, eventuell geladene Waren hingegen bleiben verschüttet und können später wieder freigelegt und von anderen Kamelen aufgenommen werden. Danach sind reihum die anderen Spieler am Zug.

Im Laufe des Spiels sucht sich so jeder Mitspieler einen Weg zu den drei Oasen und zurück in den Palast. Dabei sollten schon möglichst taktisch vorausschauend die Laufwege für die Kamele optimiert werden, um so wenig Bewegungspunkte wie möglich zu vergeuden, denn zum Beispiel dürfen nur Kamele ohne Waren die Oasen betreten. Außerdem gibt es für im Palast abgelieferte waren zusätzliche Aktionskarten, mit welchen durchaus recht kräftig in das Spiel eingegriffen werden kann. Im Spiel zu dritt oder zu viert bilden sich übrigens recht schnell Allianzen, um weit in Front liegende Spieler am Durchmarsch zu hindern.

Wüstenkönige bietet vielfältige taktische Einflussmöglichkeiten, sei es in Bezug auf die Geländemodellierung oder Zugmöglichkeiten der Kamele. Allerdings ist trotz dieser taktischen Möglichkeiten der Glücksanteil unter anderem auch durch den Einsatz der Aktionskarten recht groß, wodurch die Zielgruppe für dieses Spiel vor allem im Familienspielbereich zu suchen sein wird. Vielspieler hingegen wird dieses Spiel wahrscheinlich nicht dauerhaft begeistern können.

Ein sehr gutes, qualitativ hochwertiges Material und eine ausführliche Anleitung kommen dem Spiel zu Gute.  Mängel gibt es hingegen bei der Grafik, diese ist leider nicht aus einem Guss. Unterschiedliche Grafikstile auf Schachtel, den Aktionskarten und dem Spielbrett wirken sich störend auf die Wüstenatmosphäre aus.

Alles in allem ist Wüstenkönige zwar kein Überflieger geworden, aber für das erste Spiel eines Kleinverlages, grundsolide. Bleibt zu hoffen, dass der Verlag nach diesem viel versprechenden Ansatz noch viele gute Spiele servieren wird.

Infos zu Wüstenkönige

  • Verlag: Jenzowsky Verlag
  • Autor: Eva Maria Tobies, Hendrik Nicola Jenzowsky
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 11
  • Dauer in Minuten: 90 - 120
  • Jahrgang: 2008

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