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Ins Innere Afrikas

Ins Innere Afrikas von

Vom mittelalterlichen Handelstreiben zur See (in seinem Spiel Kogge) führt uns Andreas Steding nun auf den „dunklen Kontinent“, in das Afrika des frühen 19. Jahrhunderts. Hier gilt es, große Handelshäuser zu leiten und so profitable Gewinne zu erzielen.

Afrika ist in verschiedene Gebiete aufgeteilt, von denen die Hälfte mit einem Rohstoffplättchen belegt sind. Das Hauptziel ist es, besonders viele und wertvolle dieser Gebiete zu kontrollieren, um dafür Siegpunkte zu erlangen. Jeder Spieler beginnt mit seinen ersten Händlern und Startkapital in Form von Einflussmarkern in einem leeren Küstengebiet. Neben den Händlern der von den Spielern geleiteten Handelshäuser, gibt es zudem noch neutrale, einheimische Händler, die sich bereits zu Spielbeginn in den Rohstoffregionen aufhalten.

Jede Spielrunde beginnt mit einer Versteigerung. Hierbei geht es sowohl um die Ersteigerung zweier so genannter Aktionsmarker, als auch um das Zugrecht und den damit einhergehenden Vorteil punkten zu können. Punkte bekommt nämlich in jeder Runde nur derjenige, der auch am Zug ist. Gesteigert wird mit den Einflussmarkern, zusätzlich dazu haben zurück liegende Spieler noch die Möglichkeit Siegpunkte einzusetzen. Die eingesetzten Marker und Siegpunkte werden unter den Spielern, die den Zuschlag nicht erhalten haben, aufgeteilt.

Die Aktionsmarker geben neben wertvollen Sonderaktionen, wie die Möglichkeit, ein Handelshaus zu errichten oder Sondersiegpunkte zu erhalten, auch die Anzahl der Aktionspunkte an, die dem Spieler während dieses Zuges zur Verfügung stehen. Aktionsmöglichkeiten sind hierbei die Bewegung eigener Händler, das Einsetzen neuer Händler oder die Veränderung des Wertes einer Rohstoffsorte. Jede Region hat einen variablen Siegpunktewert, der durch den betreffenden Rohstoffmarker auf der so genannten Rohstoffbörse festgelegt wird.

Befinden sich nun in Gebieten in denen sich Händler des aktiven Spielers aufhalten, neutrale oder gegnerische Händler, kommt es meist zum Palaver, einer Auseinandersetzung um die Kontrolle des Gebietes, bei dem die unterlegenen Händler aus dem Gebiet vertrieben werden. Bei Palavern gegen neutrale Händler werden lediglich verdeckt Plättchen gezogen, die den Ausgang beeinflussen. Mitspieler treten hingegen direkt gegeneinander an. Hierbei spielt die Reputation der Händler eine große Rolle, zusätzlich dürfen aber noch geheim Einfluss- und Aktionsmarker eingesetzt werden, es besteht aber auch die Möglichkeit zum Rückzug.

Wurden alle Palaver abgehandelt, erhält der aktive Spieler noch Siegpunkte für die von ihm kontrollierten Gebiete, Handelshäuser und eventuell eingesetzten Sondersiegpunktemarker. Gewonnen hat der Spieler, der als erstes 42 oder mehr Siegpunkte erreicht.

Ins Innere Afrikas ist ein Handelspiel ohne wirkliche Handelselemente, dem im Prinzip die Kolonialisierung Afrikas zu Grunde liegt. Es bietet interessante, gut aufeinander abgestimmte Mechanismen, die eine Vielzahl taktischer Möglichkeiten bieten. So sind hier vor allem der Versteigerungsmodus um das Zugrecht oder um wertvolle Aktionen und die variablen Siegpunkte der Regionen zu nennen. In punkto Gestaltung hat sich Altmeister Franz Vohwinkel einmal mehr selbst übertroffen und auch die Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig. Also ein Spiel das man quasi einfach mögen muss? Nun ja, nicht so ganz, denn leider besteht das Hauptspielgeschehen im Errechnen des jeweils möglichst optimalen Zuges der einzelnen Spieler. Da sich im Prinzip jeder Spieler die für ihn erreichbaren Punkte in seinem Zug ausrechnen kann, gerät das Spiel schnell zu einer rein mathematischen Übung, bei der es zu großen Leerzeiten zwischen den Zügen kommen kann.

Darüber hinaus wird der Einstieg in das Spiel durch die gewöhnungsbedürftige und unnötig verkomplizierte Spielanleitung erheblich erschwert. Unter anderem gilt hier dieselbe Bezeichnung für verschiedene Spielmaterialien, so werden zum Beispiel sowohl unterschiedliche Pappplättchen als auch die Holzwürfel als Marker bezeichnet. Hinzu kommt, und das ist noch weitaus verwirrender, dass einige der Pappplättchen mit dem falschen Symbol versehen wurden – zu der in der Regel genannten Bedeutung gehört ein anderes Symbol, bei anderen wiederum haben gleiche Symbole unterschiedliche Bedeutungen. Dies führt zu ständigem Nachblättern in der Anleitung, was dem Spielspaß naturgemäß sehr abträglich ist.

Insgesamt betrachtet ist Ins Innere Afrikas sicherlich kein schlechtes Spiel, dennoch werden sich hieran wohl die Geister scheiden. In jedem Fall ist es aufgrund seiner Komplexität nur für "Vielspieler" geeignet und hier auch nur mit mehr als zwei Personen. Sofern die Möglichkeit besteht, ist eine Probepartie vor dem Kauf ratsam.

Infos zu Ins Innere Afrikas

  • Verlag: Phalanx Games
  • Autor: Andreas Steding
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 12
  • Dauer in Minuten: 60
  • Jahrgang: 2004

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1 Kommentar

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Leser 31. Juli 2017 at 00:39

Im Prinzip eine gute Spielidee. Leider verderben die komplizierten und schlecht beschriebenen Regeln vieles. ständig muss während des Spielens nachgeschlagen werden. Die Tatsache das einige Symbole offenbar falsch bedruckt wurden, so das ein Symbol manchmal für Prestige und manchmal für Rohstoffe steht, machen das ganze dann noch verwirrender. Außerdem ist meiner Meinung nach die Zielpunktzahl mit 42 zu niedrig gewählt, da es durchaus möglich ist 20 oder mehr Punkte in einem Zug zu machen. Es kann aber auch ein höheres Ziel festgelegt werden. Die Spielpunkteleiste reicht bis 80 und die 42 ist ohnehin nicht markiert oder auf eine andere Art hervorgehoben. Die Gestaltung des Spiels gefällt mir, im Vergleich zu den Regeln, besser. Der Spielplan sieht schön aus und auch die Holzsteine wirken hochwertig. Als einziger Wermutstropfen würde ich aufführen das leider sämtliche Plättchen (Die auch häufig verdeckt liegen) nur auf der Vorderseite bedruckt sind. Insgesamt lässt einen das Spiel nach dem ersten Spielen etwas ratlos zurück. Die Regeln hat man irgendwie immer noch nicht zu 100% verstanden. Ein Mitspieler wirft die Frage in den Raum, ob bei einem so kurzen Spiel, der Gewinner durch die Zugreihenfolge vorbestimmt ist, während ein anderer Mitspieler noch darüber sinniert, wie man die falsch bedruckten Plättchen zu interpretieren hat. Nach der darauffolgenden 2 stündigen Diskussion über gutes Spieldesign kommen wir dann zu dem Ergebnis das bestimmt einige Leute, die über die vielen kleinen Fehler der Spiels hinwegsehen können, Spaß an dem Spiel haben könnten … aber wir gehören wohl leider nicht zu diesen Menschen.

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