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Heroes Of The World

Heroes Of The World von Reich der Spiele

Risiko ist dir zu banal, komplexe Strategiespiele sind zu kompliziert? In diese Lücke will der russische Verlag Sirius mit seinem Spiel Heroes of the World stoßen. Ja, du hast richtig gelesen. Nachdem Spiele aus Tschechien und Polen mittlerweile zum Alltag der deutschen Spielszene gehören, versuchen auch russische Verlage auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen – und das nicht etwa mit Kopien älterer Spiele oder Spielmaterial minderer Qualität. Heroes of the World kommt in einer prall gefüllten und gut ausgestatteten Verpackung daher. Ein Spielbrett, viele Karten mit guter Druckqualität, Würfel und nicht zuletzt über 150 Kriegerminiaturen aus Kunststoff in den fünf verschiedenen Farben der möglichen Mitspieler. Alles da, was das Herz begehrt, und alles dazu in recht ansprechender Qualität.

Über die Anfängerfehler anderer Verlage stolpert man hier also nicht. Als Spielfeld dient eine stilisierte Weltkarte, auf welcher einzelne Gebiete zusammengefasst wurden, so z. B. das Mittelmeer oder der Nahe Osten. Einzelne, besonders gekennzeichnete  Gebiete dienen als Tummelplatz für die erste Epoche, welche in etwa die Zeit der Antike bis 500 n. Chr. abdeckt. In der zweiten Phase bis zur Neuzeit geht es dann um die komplette Welt, so wie sie uns heute bekannt ist. Jeder Spieler muss versuchen, mittels zufällig zugeteilter Heldenkarten, welche berühmte Persönlichkeiten in der Geschichte der Menschheit verkörpern, sich die Vorherrschaft, respektive Mehrheit in den einzelnen Gebieten zu sichern. Wie viele Punkte diese Gebiete wert sind, zeigt sich allerdings erst im Verlauf der Partie. Deshalb ist es oft unumgänglich, seine so sorgsam geplante Strategie über den Haufen zu werfen und neu zu planen. Aber wie funktioniert nun das Ganze im Einzelnen?

Zu Beginn erhält jeder Spieler verdeckt zwei Heldenkarten der ersten Epoche, drei weitere liegen offen aus. Nun werden reihum insgesamt sieben Krieger jedes Spielers einzeln auf dem Spielplan eingesetzt. Durch die Heldenkarten hat man zumindest einen kleinen Anhaltspunkt, welche Gebiete am Anfang von Interesse sein könnten. Jeder Spieler kann, wenn er am Zug ist, eine der offen liegenden Heldenkarten oder eine verdeckte vom Stapel ziehen. Dann wählt er diese oder eine seiner zwei Handkarten zum Ausspielen aus. Auf den Heldenkarten sind neben Wissenswerten zu den Persönlichkeiten auch die Gebiete aufgeführt, in denen sie zur Anwendung kommen können. Kleiner Nebensatz, nicht immer sind diese Gebiete 100 prozentig historisch korrekt. Auf den Heldenkarten der ersten Epoche sind fünf bis sechs und auf denen der zweiten Epoche sieben bis neun Aktionspunkte auf nachfolgende vier Aktionen verteilt: Bevölkerungszuwachs, Fortschritt, Kampf und Generierung von Geld. Nur durch den Bevölkerungszuwachs ist es möglich, zusätzliche Krieger in die angegebenen Gebiete und damit auf das Spielbrett zu bekommen.

Der Fortschrittswert wiederum gibt an, wie viele Plättchen verdeckt gezogen und in die entsprechenden Gebiete gelegt werden können. Die Plättchen zeigen Werte von null bis drei und bestimmen somit den Gesamtsiegpunktewert eines Gebietes. Liegen in einem Gebiet drei dieser Plättchen, kommt es automatisch zur Wertung. Hierbei entscheiden die einfachen Mehrheiten in diesem Gebiet über die Platzierungen.

Der Kampfwert gibt an, wie oft gegnerische Truppen angegriffen werden dürfen. Dabei hat der Angreifer eine 4:2-Chance zu gewinnen. Allerdings wird das Ergebnis der Angriffe mit einem Sonderwürfel ausgewürfelt und ist damit trotzdem recht glücksabhängig und sollte nicht unbedingt als erste Option gewählt werden, da die Anzahl der Truppen eher subjektiv in die Wertung eingreifen.

Die letzte mögliche Aktion ist der Geldnachschub. Mit diesem Geld können unter anderem Weltwunder gebaut (also erworben) werden, die zum einen Siegpunkte generieren, zum anderen auch noch einmal je Epoche die Auslösung einer Spezialaktion ermöglichen. Weiterhin können mit Geldausgaben Truppen in angrenzende Gebiete verschoben werden, ideal um in noch nicht gewerteten Gebieten an der Mehrheit zu rütteln, oder einfach nur Siegpunkte gekauft werden.

Wurden in der ersten Epoche vier der fünf möglichen Gebiete gewertet, endet diese. Die Helden- und Weltwunderkarten werden durch neue aus der zweiten Epoche ersetzt, bisher eingesetzte Krieger bleiben allerdings auf dem Brett und der Streit um die Vorherrschaft in der Welt entbrennt jetzt im großen Stil.

Heroes of the World ist ein schön aufgemachtes und gut funktionierendes einfaches Spiel um Mehrheiten. Das Spielmaterial ist funktional und ansprechend gestaltet. Die Regel kurz und schnell verinnerlicht. Überall gibt es möglich Stellschrauben, trotz eines gewissen Glücksfaktors an seinem Sieg zu feilen, ohne dass das Spiel zu komplex werden würde. Allerdings gibt es auch ein Manko am Anfang. In größerer Runde gelingt es natürlich den weiter vorn sitzenden Spielern, mit etwas Glück, recht schnell viele Figuren aufs Brett zu bekommen und ggf. Wertungen auszulösen, ohne dass Spieler, die erst später am Zug wären, ernsthaft etwas dagegen unternehmen könnten. Hier müßten ggf. Hausregeln zum Zug kommen und diesen Spielern ein gewisses Äquivalent bieten oder die Zugreihenfolge in jeder Runde neu festlegen lassen. Im Gegensatz zu Risiko sind hier also auch durchaus Siegstrategien durch einen hohen Kultur- oder Geldwert möglich.

Unter dem Strich ist Heroes of the World ein schönes und spannendes Mehrheitenspiel mit einigen kleinen, aber durchaus verzeihlichen Macken und einer leichten Zugänglichkeit. Es schafft den Spagat zwischen einer ansprechenden Einfachheit und einer überbordenden Komplexität. Interessierte Spieler, egal ob Einsteiger oder Vielspieler, können bedenkenlos zu greifen. Dem Verlag seien nach diesem gelungenen Einstand noch viele Spiele in ähnlicher Qualität zu wünschen.

Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss. Durch den Einsatz  und Bekantgabe einiger Daten zu historisch korrekten Persönlichkeiten wird in den einigen Fällen bei Kindern oder gar Erwachsenen ein gewisses Interesse geweckt, mehr über diese Leute und Ihre Geschichte zu erfahren. Solches finde ich gerade in der heutigen „abstrakten“ Zeit hochgradig anerkennenswert.

Infos zu Heroes Of The World

  • Titel: Heroes of the World
  • Verlag: Sirius
  • Autor: Pascal Bernard
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 10
  • Dauer in Minuten: 90
  • Jahrgang: 2008

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