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Carcassonne – Das Würfelspiel

Carcassonne - Das Würfelspiel von Hans im Glück

Autoren und Verlage sind gezwungen, vom Großen ins Kleine zu reduzieren, wenn sie aus einem Brettspiel ein Würfelspiel machen möchten. Logischerweise bleiben viele Elemente auf der Strecke und das Würfelspiel wird gegenüber dem Brettspiel an Spieltiefe verlieren. Das kann zu einem mehr oder weniger spannenden Spiel führen, das je nach Konzentration auf einzelne Mechanismen gut oder schlecht gelingt und entsprechend viel oder wenig Spaß macht.

Ein ganz schlimmes Beispiel, wie aus einem guten Spiel eine Würfelspiel-Katastrophe werden kann, ist Carcassonne – Das Würfelspiel. Eigentlich lag es nach derart vielen Erweiterungen und weiteren Brettspielen unter dem Titel nahe, irgendwann dieses Würfelspiel auf den Markt zubringen. Und natürlich muss ordentlich reduziert werden. Wobei ein Plättchenlegespiel sich für eine Würfelumsetzung geradezu anbietet. So versuchten auch die Autoren Klaus-Jürgen Wrede, der vermutlich als Mr. Carcassonne nur seinen Namen hergegeben hat, und Olivier Lamontagne, das Spiel simpel und spannend zu halten. Aber irgendwie hat das nicht geklappt.

Der Ansatz ist gut. Neun Würfel, jeweils mit einem Katapult, einem Ritter und vier Stadtteilen auf den Seiten bedruckt, werden in Manier von Kniffel bis dreimal geworfen. Katapulte gehen sofort an den nächsten Spieler und stehen nicht mehr zur Verfügung. Ritter können gesammelt werden. Wer drei hat, kann auf eine Wertung seines Wurfes verzichten und einen behalten. Damit schwächt er die nachfolgenden Spieler und kann in der folgenden Runde seine Punkte verdoppeln. So weit so gut und "taktisch". Die Stadtteile machen den Rest aus. Wie im Brettspiel Carcassonne müssen sie nebeneinander platziert werden, um eine abgeschlossene Stadt zu legen. Klappt das, gibt es abhängig von der dabei verwendeten Würfelzahl wenige oder viele Punkte.

Das Problem bei Carcassonne – Das Würfelspiel ist zwar auch ein wenig, dass die Würfelei im Vergleich zu Kniffel so gut wie gar keinen Spaß macht, weil das Ziel fehlt. Klar, Stadt legen, Punkte machen. Aber eine Vision für die Endwertung oder Ähnliches fehlt dem Spiel. Und die Siegbedingungen sind die vermutlich unsinnigsten, seit es moderne Würfelspiele gibt. Denn es gewinnt sofort, wer neun Katapulte würfelt (was zu einer äußerst geringen Wahrscheinlichkeit der Fall ist) oder der Spieler, der als erster 42 Punkte erreicht. Letzteres ist leider unabhängig davon, ob andere Spieler in der Runde noch am Zug wären. Denn 42 Punkte sind bei normalem Würfelglück in zwei bis drei, spätestens vier Würfelrunden zu schaffen. Ein extremer Startspielervorteil. Bei uns kam es mehrfach vor, dass Carcassonne – Das Würfelspiel bereits beendet war, bevor andere Spieler überhaupt zum zweiten Mal die Würfel in die Hand bekamen. Das ist selbst für ein schnelles und sehr kleines Würfelspiel viel zu wenig. In meinen Augen eine spielerische Katastrophe. Wer hat denn hier Probe gespielt? So etwas muss man doch merken! Es wäre doch nichts leichter gewesen, als zum Beispiel die Sieghürde für Carcassonne – Das Würfelspiel bei 100 Punkten anzusetzen. Immer noch spielerische Langeweile und unausgewogen, aber immerhin etwas fairer.

Was auch immer die Autoren und der Verlag Hans im Glück sich bei Carcassonne – Das Würfelspiel gedacht haben: Es funktioniert "irgendwie", mehr aber auch nicht. Es ist so schnell beendet, dass einige Spieler vielleicht nur einmal an der Reihe waren. Diese Siegbedingung ist so derart unausgewogen, dass sie das gesamte Spiel zerstört. Aber am aller schlimmsten ist, dass Carcassonne – Das Würfelspiel weder für sich allein noch als Teil der Caracassonne-Familie irgendeinen Spaß macht. Es fehlt einfach an spielerischem Inhalt. Da bietet das von vielen verhasste Kniffel eine echte taktische Tiefe und Herausforderung … Das schönste ist die Verpackung in Form eines "Carcassonne-Meeples". Der Rest hat allenfalls Potenzial für die Auszeichnung des schlechtesten Spiels des Jahrgangs oder als Geldanlage für den Verlag. Bleibt zu befürchten, dass zukünftig neue Zusatzwürfel für Carcassonne – Das Würfelspiel auf den Markt kommen. Wobei: Schlimmer kann es kaum werden … Und das alles auch noch im Jahr des zehnten Geburtstages dieses hervorragenden Brettspiels Carcassonne

Infos zu Carcassonne – Das Würfelspiel

  • Titel: Carcassonne - das Würfelspiel
  • Verlag: Hans im Glück
  • Autor: Klaus-Jürgen Wrede, Olivier Lamontagne
  • Spieleranzahl (von bis): 2 - 5
  • Alter (ab oder von bis in Jahren): 8
  • Dauer in Minuten: 10
  • Jahrgang: 2011

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